Gerade im Zusammenhang mit Locken ist immer öfter die Rede von Shampoo ohne Silikone. Viele Marken werben inzwischen mit ihren silikonfreien Linien. Aber wieso sollte auf diese Inhaltsstoffe verzichtet werden, woran erkennt man Silikone und welche silikonfreien Shampoos sind geeignet für Locken?
Silikone in Lockenprodukten führen zum Built-up-Effekt
Silikone in Kosmetikprodukten sollten vermieden werden. Sie können Pickel, Hautreizungen und andere Schäden verursachen. Leider sind Silikone in den meisten Kosmetikprodukten und Haarprodukten vorhanden. Speziell im Shampoo ist Silikon unerwünscht, da es den sogenannten Built-Up-Effekt-verursacht. Das heißt: Jedes Mal legt sich eine neue Schicht um das Haar. So werden die Haare quasi versiegelt und Nährstoffe gelangen nicht mehr ans Haar. Das Silikon lässt sich durch eine normale Haarwäsche nicht abwaschen.
Der Built-up-Effekt entsteht dann, wenn sich Silikone in immer weiteren Schichten um das Haar legen.
Und wieso ist dann trotzdem noch Silikon in Shampoo und anderen Haarprodukten enthalten? Einerseits ist es umstritten, ob es wirklich schädlich ist. Andererseits hast es auch einen positiven Effekt: Es sorgt für glänzendes und leicht kämmbares Haar. Deshalb sind gerade in Lockenprodukten oft Silikone zu finden, denn die Locken sehen schnell gesund und glänzend aus.
Warum auf Silikon im Shampoo verzichten?
Manch einer fragt sich jetzt vielleicht, warum man Locken dann überhaupt mit silikonfreiem Shampoo waschen sollte. Schließlich sehen die Haare durch den Einsatz von Silikon deutlich glänzender und gesünder aus.
Aber Vorsicht: Der Schein trügt. Durch den schon erwähnten Built-up-Effekt sehen die Haare zwar gesund aus, sie sind es aber nicht. Um gesunde Locken zu erhalten, müssen Nährstoffe und vor allem Feuchtigkeit an die Haare gelangen. Das ist durch die Silikonschicht nicht möglich. Gerade Lockenköpfe sollten auf Silikon verzichten, da es auf Dauer die Haare beschwert und sie Locken nicht mehr schön aussehen.
Außerdem können die Silikone Hautreizungen und Allergien auslösen. Wer unter empfindlicher Haut leidet, sollte also aufmerksam die Verträglichkeit des Shampoos und anderer Haarprodukte prüfen. Nebenbei ist gerade bei langen Locken auch die Haut an Nacken und Schultern betroffen. Manchmal bilden sich dort wegen des Silikons im Shampoo kleine Pickelchen. Das will natürlich niemand.
Silikone oder nicht? Das muss jeder selbst wissen. Einerseits sorgen sie für schönes Aussehen, andererseits schädigen sie Umwelt und natürliche Schutzschicht der Haare.
Noch ein Grund, um silikonfreies Shampoo zu nutzen: Es handelt sich um chemische Stoffe, die biologisch nicht abbaubar sind. Das heißt, wer auf Silikone im Shampoo verzichtet, tut auch der Umwelt etwas Gutes.
Wichtig: Wer seine Locken nach der Curly Girl Methode oder Wavy Girl Methode pflegen möchte, sollte auf silikonfreies und sulfatfreies Shampoo achten.
Vorteile von silikonfreiem Shampoo
Kein Build-up-Effekt: Haare können Nährstoffe aufnehmen
Feine Haare werden nicht zusätzlich beschwert
Schonend für die Haut & Kopfhaut
Schonender für die Umwelt, da Silikon nicht biologisch abbaubar
Nachteile von silikonfreiem Shampoo
Man sieht den tatsächlichen Zustand der Haare
Es dauert, bis die Haare sich an silikonfreies Shampoo gewöhnt haben
Wenig Produkte ohne Silikone erhältlich
Silikon wird oft durch andere synthetische Stoffe ersetzt, die auch nicht besser sind
Silikone in der Produktliste erkennen
Wie aber erkennt man silikonfreie Haarpflege? Kauft ihr zertifizierte Naturkosmetik, seid ihr auf der sicheren Seite, diese darf keine Silikone beinhalten. Generell sind in der Naturkosmetik nämlich keine chemischen Zusatzstoffe erlaubt.
Vosicht aber bei dem Titel „pflanzliche Kosmetik„: Das bedeutet lediglich, dass pflanzliche Inhalte genutzt werden, chemische Zusatzstoffe sind aber ebenfalls erlaubt.
Herkömmliche Shampoos dagegen waren bis vor Kurzem fast alle mit Silikonen. Jedoch haben inzwischen viele Hersteller reagiert und bieten Shampoos ohne Silikone an. Meist steht schon vorne auf der Verpackung: „Ohne Silikone„. Das ist zwar lobenswert, jedoch werden die Silikone oft durch andere synthetische Stoffe ersetzt, z.B. Polyquaternium oder Quaternium (mehr Informationen im nächsten Punkt). Dabei handelt es sich um Subsitute, die nicht besser für Locken und die Umwelt sind.
Daher ist es immer gut, selbst einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen.
Mit dieser Faustregel lassen sich die meisten Silikone in den Inhaltsstoffen sofort finden:
Endung auf -one
Endung auf -xane
Dimethiconol
Quaternium-80
Nur ein paar wenige Beispiele für Silikone, die Lockenköpfe vermeiden sollten:
Amodimethicone
Cetearyl methicone
Cyclomethicone
Cyclopentasiloxane
Dimethicone
Polysiloxane
Simethicone
Achtung: Silikonfrei heißt nicht gleich synthetikfrei!
Nur beim Kauf zertifizierter Naturkosmetik kann man sich sicher sein, dass keine synthetischen Inhaltsstoffe vorhanden sind.
Gerade sind „silikonfreie Shampoos“ abolut im Trend. Viele Marken haben diese in ihrem Angebot und als Kunde lässt man sich von der Aufschrift „silikonfrei“ schnell in die Irre führen. Denn oftmals werden die Silikone einfach durch andere synthetische Stoffe ersetzt, die zwar nicht zu den Silikonölen gehören, aber eine ähnliche Wirkung haben.
Auch diese Subsitute von Silikonen können den Built-up-Effekt verursachen. Einige Curly Girls berichten sogar über einen noch stärkeren Built-up-Effekt bei Polyquaternium (obwohl es z.B. in der Curly Girl Methode erlaubt ist).
Hier einige Beispiele für silikonähnliche Verbindungen:
- sogenannte Quats (Quaternium)
- sogenannte Polyquats (Polyquaternium)
- Hydroxypropyl
- Trideceth-12
Auch auf folgende Inhaltsstoffe ist zu achten, da sie eine Vorstufe zu den Silikonen darstellen:
- Silanetriole
- Silandiole
- Ethoxysilane
Umstellen auf silikonfreies Shampoo
Habt ihr euch überzeugen lassen und wollt auf silikonfreie Lockenpflege umstellen? Das finde ich super. Allerdings muss ich euch gleich sagen: Es kann eine Weile dauern, bis eure Locken mit der silikonfreien Pflege gesund und glänzend aussehen.
Um mit der silikonfreien Pflege zu starten, empfiehlt sich ein „Final Wash“. Dabei werden mit einem speziellen Tiefenreinigungsshampoo alle Rückstände ausgewaschen.
Um die Haare gründlich zu reinigen & von Silikon-Rückständen zu befreien empfiehlt sich die Anwendung eines Clarifyinig Shampoos. Damit werden die Haare sozusagen in ihren natürlichen Zustand gebracht. Hier weiterlesen, um alles über tiefenreinigenden Shampoos zu erfahren.
In der Regel sehen Haare bei der Umstellung auf Shampoo ohne Silikone zunächst stumpf und matt aus. Das wurde bisher von der Silikonschicht versteckt. Nun müssen sie erst einmal wieder ihre eigene Schutzschicht aufbauen. Nach ungefähr zwei Wochen (bei manchen dauert es auch etwas länger) jedoch sehen die Locken mit der richtigen Pflege schon deutlich aus.
Wichtig: Natürlich sollten auch die restlichen Pflegeprodukte angepasst werden und ebenfalls silikonfrei sein. Hier findet ihr silikonfreie Conditioner. Die helfen dabei, dass eure Locken schnell wieder gesund glänzen.
Lieblingsprodukte: Shampoo ohne Silikone
Die Locken sehen nach dem Waschen mit einem silikonhaltigen Shampoo total schön aus? Das ist in der Regel tatsächlich so, da das Silikon eben für diesen Zweck beigefügt wird: Es bringt Glanz. Doch mit genügend Ausdauer und der richtigen Pflege (z.B. mit Haarölen oder der Curly Girl Methode) glänzen Haare auch, wenn sie mit silikonfreiem Shampoo gewaschen werden. Daher hier die besten Shampoos ohne Silikone für Locken:
Silikonfreie Shampoos unter 10 Euro
Das Shampoo der Naturkosmetik Marke SANTE verzichtet auf Silikone und setzt auf natürliche Inhaltsstoffe wie Ginko und Olive, um spröden Locken Glanz zu verleihen.
Intensive Feuchtigkeitspflege in Bio-Qualität bringt das Aloe-Vera-Shampoo von LOGONA.
Urtekram bietet eine ganze Reihe an unterschiedlichen Naturkosmetik-Shampoos. Das mit nordischen Beeren ist perfekt für beanspruchte Locken.
Shampoo ohne Silikone bis 20 Euro
Das AYAN Naturkosmetik-Shampoo mit zartem Lavendelduft ist perfekt für anspruchsvolle, trockene Haare. Es ist außerdem frei von Parabenen und Sulfaten.
Die ayurvedischen Shampoos von Khadi passen sich den Bedürfnissen von anspruchsvollen Haaren an. Sie sind ebenfalls zertifizierte Naturkosmetik-Produkte und somit ohne Silikone.
Silikonfreies Shampoo speziell für trockene Locken.
Hier findest du außerdem die passende Lockencreme und einen sulfatfreie und silikonfreien Conditioner.
Hallo :)
Was würdest du zu den Inhaltsstoffen von dem Seifenshampoo golconda sagen? Auf der Seite „is it cg“ steht not approved aber es ist halt Naturkosmetik deshalb bin ich nicht ganz überzeugt von der Diagnose.
Und wenn du meinst ich sollte umstellen, welches findest du persönlich am besten?
Hallo Klara,
kleiner Hinweis: Hydroxypropyl und Trideceth-12 oder ähnlich klingende Verbindungen sind überhaupt keine Silikone. Diese Desinformation stammt von einer im deutschsprachigen Internet kursierenden, völlig irreführenden Silikonauflistung, die noch einige andere grobe Fehler enthält (bezüglich Löslichkeit vs Haftung (Substantivität)). Selbst einige professionell wirkende Webseiten haben diese Liste leider übernommen, sodass diese unglücklicherweise einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat.
Andererseits gibt es noch noch ein paar weitere Silikonverbindungen, die weder die Endung „cone“, „xane“ besitzen oder Dimethiconole sind. Ein Beispiel ist das kationische Silikontensid Quaternium-80. Darüber hinaus gibt es auch Verbindungen, die als Silikonvorstufe zu verstehen sind (Silanetriole, Silandiole und ethoxysilane) und die in-situ zu kurzen Silikonketten polymersieren können.
LG
Hallo Julia,
vielen Dank für den Hinweis! Es ist gut zu wissen, dass man aufmerksame und kompetente Leserinnen hat.
Bei den Quats und Polyquats habe ich das allerdings so verstanden, dass sie KEINE Silikone sind, sondern sich nur so verhalten. Daher sind diese ja oft in Shampoos enthalten, die damit werben „silikonfrei“ zu sein. Darüber wollte ich nämlich in Kürze auch berichten.
Wenn du dich so gut auskennst, würde mich nun allerdings mal brennend interessieren, welches Shampoo/Haarpflegeprodukte du persönlich benutzt? Findest du Silikone überhaupt negativ?
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Klara
Hallo Klara,
es freut mich, dass meine Kritik dankend angenommen wird.
Das ist richtig. Bei Quaternium- und Polyquaternium-Verbindungen handelt es sich eigentlich nicht um Silikone. Quaternium-80 ist eine Ausnahme. Quaternium-80 ist ein endfunktionalisiertes diquaternäres Silikon, also ein Silikon mit endständigen Quat-Gruppen.
Im Unterschied zu Silikonen sind Quaternium- sowie Polyquaternium-Verbindungen keine einheitliche Verbindungsklasse. Es handelt sich hierbei um unterschiedliche Verbindungen und im Falle von Polyquaternium-Verbindungen um verschiedenste Polymertypen. Das einzige was diese Verbindungen gemein haben, ist die Anwesenheit einer beziehungsweise vieler quartärer Ammoniumgruppen. Das sind verbindige Amine mit jeweils einer positiven Ladung.
Bei den meisten Quaternium-Verbindungen („Quats“) handelt es sich um einfache kationische Tenside, die im Wesentlichen recht ähnlich wie Alkyl-Quats (bspw. Cetrimonium, Behentrimonium, Stearalkonium chlorid/ bromid/ methosulfate) oder noch ähnlicher wie Dialkyl-Quats (bspw. Dicetyldimonium oder Distearoylethyl Dimonium Chloride) aufgebaut sind. Die Alkylketten werden ebenso wie bei anderen Tensiden auch aus Fettsäuren herstellt. Entsprechend gibt es sogar Quaternium-Verbindungen, die aus tierischen Fetten (Talg = Tallow) hergestellt werden.
Die kosmetische Funktion von Quats wird beispielsweise in diesem Buch auf S. 608 dargestellt.
https://books.google.de/books?id=HGp_CwAAQBAJ&pg=PA607&dq=Cosmetic+Science+and+Technology+%2B+figure+36.6&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj6u6z4stXZAhXK2KQKHeRvCgEQ6AEIKDAA#v=onepage&q&f=false
Die positiv geladenen Kopfgruppen (die Quaterium-Gruppe) der kationischen Tenside heften sich auf beschädigte Bereiche (negativ geladene Sulfonsäuregruppen) der Haaroberfläche.
Die hydrophoben Alkylketten ersetzen somit die haareigene Fettsäureschicht (überwiegend 18-MEA), die mit der Zeit und besonders während chemischer Haarbehandlungen verloren geht. Mit den Quats soll daher die Fettsäureschicht des Haares imitiert/ ersetzt werden.
Einige andere Quaternium-Verbindungen sind keine kationischen Tenside und dienen lediglich zu Konservierungszwecken (z.B. Quaternium-15), wobei die meisten Quaternium-Verbindungen ebenso konservierend wirken.
Im Gegensatz zu den Quats sind Polyquaternium-Verbindungen polymere Makromoleküle, die somit zu den polymeren Filmbildnern gehören. Die Polyquaternium-Verbindungen gehören zu den polykationischen Filmbildnern.
Die meisten (alle?) bilden Hydrokolloide und gehen auch Wechselwirkungen mit anderen Inhaltsstoffen ein (z.B. anionischen Tensiden, sog. Coacervate). Sie können auf diese Weise auch Tensidformulierungen abmildern.
Polyquaternium-Verbindungen können vollsynthetisch sein (bspw. Acrylat- oder Acrylamidpolymere usw.) oder aber auch natürlichen Ursprungs sein (meistens Cellulosen, Stärke oder Chitosane). Polyquaternium-10 sind beispielsweise kationische Cellulosen (quaternisierte Hydroxyethylcellulose). Es gibt, wie auch bei den Quaternium-Verbindungen, auch Polyquaternium-Verbindungen mit Eigennamen (z.B. PG-Hydroxyethylcellulose stearyldimonium chloride – ebenfalls eine modifizierte Hydroxyethylcellulose).
Wie bei vielen anderen Polymeren in der Kosmetik können hinter ein und derselben INCI-Bezeichnung verschiedenste Subtypen mit unterschiedlichem Molekulargewicht (Größe) und unterschiedlichem Substitutionsgrad der entsprechenden funktionalen Gruppen (z.b. Anzahl der Quat-Gruppen) stehen. So gibt es von Polyquaternium-10 auch verschiedene Subtypen, die sich auch in ihrer Substantivität (Haftungseigenschaften) und damit in ihrer Konditionierungsleistung (-> low, middle und high conditioning) unterscheiden.
Von UCARE™ polymer gibt es die PQ 10-Typen: Polymer JR 125, Polymer LK, Polymer LR 400, Polymer JR 400, Polymer KF, Polymer LR 30M, Polymer JR 30M. Sie unterscheiden sich in der Länge der Celluloseketten und in der Anzahl der Quat-Gruppen, aber in der INCI-Deklaration heißen alle Polyquaternium-10. Diese Informationslücke bei Inhalsstoffdeklarationen besteht ebenfalls bei anderen polymeren Verbindungen wie beispielsweise auch bei anderen Polyquaternium-Verbindungen, Proteinhydrolysaten und auch bei Silikonen.
LG
Hallo Julia,
ich danke dir für die detailierte Ausführung. Ich denke, so halbwegs habe ich es verstanden. Es ist auf jeden Fall superspannend. Aber ich muss die Inhalte für meine Leser/innen natürlich so gestalten, dass sie in Kürze zu konsumieren und leicht verständlich sind. Außerdem bin ich natürlich keine Chemikerin, sondern teste Produkte und belese mich hisnichtlich der Inhaltsstoffe.
Falls du es noch nicht gesehen hast, ich habe auch einen Artikel über sulfatfreie Shampoos veröffentlicht. Da kannst du mich natürlich auch gerne auf Fehler hinweisen ;)
LG Klara
Hallo Klara,
tatsächlich hätte ich auch für diesen Artikel einige Verbesserungsvorschläge und ergänzende Informationen über anionische Tenside und Tenside im Allgemeinen. Einige inhaltliche Korrekturen wären auch nötig.
Ich kann das gerne auch per pn genauer ausführen und auch einige relevante Literaturquellen heraussuchen.
LG Julia
Das Shampoo „L’Oréal Paris Professionnel Serie Expert Intense Shampoo“ enthält lt. Produktangabe Dimethicone und somit Silikone…
Hallo Bia,
danke für den Hinweis. Das ist absolut richtig. Ich habe das Produkt sofort entfernt.
LG